Grenzen setzen ohne schlechtes Gewissen

Lisa starrt auf die E-Mail ihres Vorgesetzten: „Kannst du das Projekt bis morgen fertigstellen?“ Es ist 17 Uhr, das Projekt braucht mindestens vier Stunden intensive Arbeit. Ihr Magen verkrampft sich – wieder einmal steht sie vor der Wahl: Nein sagen und womöglich als wenig engagiert gelten, oder Ja sagen und den Abend mit ihrer Familie zu opfern.

Diese Situation kennen viele junge Führungskräfte nur zu gut. Das Dilemma zwischen Selbstschutz und Erwartungserfüllung ist ein klassischer Konflikt, der oft mit schlechtem Gewissen verbunden ist. Psychologisch betrachtet entsteht hier ein Spannungsfeld zwischen unserem Bedürfnis nach Anerkennung und unserem Bedürfnis nach Selbstbestimmung.

Die Angst vor Ablehnung lässt uns oft Grenzen überschreiten, die wir eigentlich ziehen möchten. Gleichzeitig nagt das schlechte Gewissen an uns – egal, wie wir uns entscheiden. Sagen wir Ja, ärgern wir uns über uns selbst. Sagen wir Nein, plagen uns Zweifel, ob wir genug geben.

Impuls 1: Den inneren Dialog ehrlich führen

Bevor du antwortest, halte einen Moment inne und führe ein ehrliches Gespräch mit dir selbst. Frage dich: „Was passiert wirklich, wenn ich Nein sage?“ Oft sind unsere befürchteten Konsequenzen dramatischer als die Realität. Schreibe deine Befürchtungen auf und überprüfe sie auf ihren Wahrheitsgehalt. In den meisten Fällen wirst du feststellen, dass ein höfliches, aber bestimmtes Nein mit einer Alternative viel weniger dramatische Folgen hat, als du denkst.

Impuls 2: Das Nein als Ja zu etwas anderem reframen

Jedes Nein ist gleichzeitig ein Ja zu etwas anderem. Wenn du Nein zu der Überstunde sagst, sagst du Ja zu deiner Work-Life-Balance, zu Qualitätszeit mit der Familie oder zu einem ausgeruhten Start am nächsten Tag. Mache dir bewusst, wofür du Ja sagst, wenn du Nein sagst. Das hilft dir, die Entscheidung nicht als Verweigerung, sondern als bewusste Prioritätensetzung zu sehen.

Impuls 3: Alternative Lösungen anbieten

Ein Nein muss nicht das Ende der Conversation sein. Überlege dir, welche Alternativen du anbieten könntest: „Das Projekt kann ich heute nicht mehr fertigstellen, aber ich könnte morgen früh um 7 Uhr anfangen und es bis 11 Uhr liefern.“ Oder: „Wenn es wirklich dringend ist, kann ich die wichtigsten Punkte heute skizzieren und morgen ausarbeiten.“ So zeigst du Lösungsorientierung, ohne deine Grenzen zu überschreiten.

Reflexionsfrage: Wann hast du das letzte Mal Ja gesagt, obwohl du Nein meintest – und was war der eigentliche Grund dafür?

Grenzen zu setzen ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen von Selbstrespekt und professioneller Reife. Je klarer du deine Grenzen kommunizierst, desto mehr Respekt wirst du ernten – bei anderen und bei dir selbst.

Bereit, diesen Impuls in deiner Führungspraxis zu vertiefen?

Gib in den Chat ein:

„Ich habe den Blog ‹Grenzen setzen ohne schlechtes Gewissen› gelesen. Es ging um das Dilemma zwischen Selbstschutz und Erwartungserfüllung – und ich möchte dazu eine Reflexion machen.“

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