Entscheiden trotz Unsicherheit: Führungsklarheit entwickeln

Als junge Führungskraft stehst du oft vor einer paradoxen Situation: Du sollst Entscheidungen treffen, auch wenn nicht alle Informationen verfügbar sind. Während erfahrene Kolleginnen und Kollegen scheinbar mühelos durch Unsicherheit navigieren, fühlst du dich manchmal wie im Nebel – unsicher, ob der gewählte Weg der richtige ist.
Diese Unsicherheit ist völlig normal und sogar wertvoll. Sie zeigt, dass du dir der Tragweite deiner Entscheidungen bewusst bist. Doch wie gehst du konstruktiv damit um, wenn Perfektion unmöglich ist?
Das Dilemma der unvollständigen Information
In der modernen Arbeitswelt haben wir selten das Luxus vollständiger Informationen. Märkte ändern sich schnell, Kundenanforderungen entwickeln sich weiter, und Teams erwarten klare Richtungen. Trotzdem müssen Entscheidungen getroffen werden – oft unter Zeitdruck.
Das Paradoxe: Je länger du wartest, um mehr Informationen zu sammeln, desto mehr verpasste Chancen entstehen. Gleichzeitig birgt jede vorschnelle Entscheidung Risiken. Wie findest du den Mittelweg zwischen Analyse und Handlung?
Impulse für den Umgang mit Entscheidungsunsicherheit
1. Die 70-Prozent-Regel anwenden
Amazon-Gründer Jeff Bezos schwört auf diese Faustregel: Triff Entscheidungen, sobald du etwa 70 Prozent der relevanten Informationen hast. Warum? Mit 90 Prozent der Informationen bist du meist zu spät dran, mit 50 Prozent handelst du zu vorschnell.
Praktisch bedeutet das: Definiere die drei wichtigsten Faktoren für deine Entscheidung. Sobald du zu allen drei verlässliche Informationen hast – auch wenn Details fehlen – ist es Zeit zu handeln. Perfekte Klarheit ist eine Illusion.
2. Entscheidungen als Experimente betrachten
Nicht jede Entscheidung muss endgültig sein. Unterscheide zwischen reversiblen und irreversiblen Entscheidungen. Bei reversiblen Entscheidungen – etwa der Wahl einer neuen Software oder eines Projektansatzes – kannst du mutiger agieren.
Definiere vorab, woran du erkennst, ob die Entscheidung funktioniert, und setze Meilensteine für eine Überprüfung. So wird aus einer belastenden Entscheidung ein durchdachtes Experiment mit Lernpotential.
3. Das Team in die Unsicherheit einbeziehen
Viele junge Führungskräfte glauben, sie müssten Unsicherheit vor ihrem Team verbergen. Das Gegenteil ist oft effektiver: Transparenz über die Unsicherheit schafft Vertrauen und nutzt die kollektive Intelligenz.
Erkläre deinem Team die verfügbaren Informationen, die offenen Fragen und deine Überlegungen. Oft bringen andere wertvolle Perspektiven ein oder haben Erfahrungen gemacht, die dir helfen. Gemeinsam getragene Entscheidungen sind meist robuster als einsame Entschlüsse.
Reflexionsfrage für deine Führungspraxis
Denke an eine aktuelle Entscheidung, die du vor dir herschiebst: Welche drei Kernfragen müsstest du klären, um 70 Prozent Klarheit zu erreichen? Und was wäre der kleinste mögliche erste Schritt, um diese Entscheidung testweise umzusetzen?
Unsicherheit gehört zum Führen dazu – sie verschwindet nicht mit der Erfahrung, aber der Umgang damit wird souveräner. Vertraue darauf, dass gute Entscheidungen nicht perfekt sein müssen, sondern durchdacht und anpassungsfähig.
Bereit, diesen Impuls in deiner Führungspraxis zu vertiefen?
Gib in den Chat ein:
„Ich habe den Blog ‹Entscheiden trotz Unsicherheit: Führungsklarheit entwickeln› gelesen. Es ging um den konstruktiven Umgang mit unvollständigen Informationen beim Entscheiden – und ich möchte dazu eine Reflexion machen.“